Schirmertest ja oder nein?
Zum Einsatz des Schirmertests gibt es unterschiedliche Positionen unter den Ophthalmologen. Was spricht für dieses Diagnoseverfahren und was gilt es zu bedenken?
Nach wem wurde der Schirmertest benannt?
Den Schirmertest (benannt nach Otto Schirmer 1864-1918) gibt es in 3 Varianten.
- Schirmer I: ohne Anästhesie,
- Schirmer II: mit Anästhesie und
- Schirmer III: ohne Anästhesie mit Stimulation der Nasenschleimhaut mit einem Wattestäbchen.
Der Schirmertest I, ohne Anästhesie wird verwendet, um die sezernierte Tränenmenge unter Reiz bewerten zu können. Der Teststreifen wird dabei möglichst weit lateral eingesetzt und für 5 Minuten belassen. Die Augen dürfen dabei geöffnet oder geschlossen sein.
Kontroverse zum Schirmertest
Die Kontroverse besteht nun in der Interpretation der erhaltenen Werte. Als sicher pathologischer Wert ist alles unter 5,5 mm etabliert, wobei man halbe Millimeter natürlich nicht sicher ablesen kann. Daher haben sich historisch gesehen bei vielen Augenärzten 5 mm als „Cut-off“ Wert etabliert. Was aber bedeutet es wenn zum Beispiel 6,7 oder 10 Millimeter gemessen werden? Ist das nun pathologisch, fast pathologisch oder eine physiologische Schwankung? Hier findet sich am ehesten die Ursache für die skeptischen Bemerkungen vieler Kollegen, die die Durchführung des Tests mit dem Hinweis auf die starken Schwankungen ablehnen. Weiterhin korrelieren die Schirmerwerte oft nicht mit den Beschwerden der Patienten, was für viele ein weiterer Grund ist, den Test nicht durchzuführen.
Die Realität in der Praxis
Sicher ist der Test weder ideal noch äußerst zuverlässig. Für eine regelmäßige Durchführung sprechen zwei Tatsachen:
- Man erhält mit einem einfachen, wenig invasiven Test (wenn richtig durchgeführt) ein objektivierbares Ergebnis bezüglich der Reizsekretion der Tränendrüse, was zum Beispiel in der Indikation von Ciclosporin-Applikationen ein Rolle spielt und
- Werte, die wiederholt unter 5 mm liegen, tragen als eigenständige Kriterien zu Krankheitsklassifikationen wie z.B. eines Sjögren Syndroms oder einer okulären Graft-versus-Host Erkrankung bei.
Für die Patienten hat vor allem Letzteres eine enorme Relevanz, da der Schirmertest bei gutachterlichen Einschätzungen ein anerkanntes Kriterium zum Status der Tränendrüsenfunktion darstellt. Ein erloschener Schirmertest kann ein gutes und gewichtiges Argument, in den Anträgen für die Kostenerstattung von Tränenersatzmitteln oder Serumaugentropfen durch die Krankenkassen sein.
Fazit Schirmertest
Der Schirmertest ist ein historisch begründetes diagnostisches Verfahren, dass in der Krankheitsklassifikation und im gutachterlichen Wesen noch fest verankert ist. Solange keine eindeutig besseren, ubiquitär, einfach und kostengünstig durchführbaren Test verfügbar und allgemein akzeptiert sind, spricht vieles für seine weitere standardmäßige Durchführung. Allerdings sollte der Schirmertest niemals als Monotest ohne weitere diagnostische Verfahren beurteilt werden.