Schmerz als neu akzeptierter Bestandteil des Trockenen Auges
Neuer Bestandteil der Definition des Trockenen Auges sind „neurosensorische Abnormalitäten“. Aktuelle Untersuchungen rücken die corneale Nozizeptoren (Schmerzrezeptoren) in den Fokus. Die pathologische Aktivierung der Nozizeptoren könnte erklären, warum viele Patienten trotz etablierter Therapie weiterhin Beschwerden haben. Hier sind aktuell Studien in Durchführung, in denen Substanzen getestet werden, die an Schmerzrezeptoren binden und deren Funktion normalisieren sollen.
Schmerzgedächtnis bei Augenschmerzen
Wenn sich Augenschmerzen im sogenannten Schmerzgedächtnis des ZNS etablieren, sind topische Therapien wahrscheinlich wirkungslos. Der Schmerz wird dabei dann am Auge lokalisiert, der Ursprung liegt allerdings dann zentral. Ursachen für diese „Zentralisierung“ sind für das Auge bislang unbekannt, allerdings für zum Beispiel Rückenschmerzen in der Schmerzmedizin bekannt. Schwere Sonderfälle werden als „Pain without Stain“ Patienten bezeichnet, bei denen zwar starke Trockene Augen-Symptome (Pain) jedoch ohne klinisch sichtbare Trockene Augen-Befunde wie Fluoresceinfärbung (Stain) der Augenoberfläche vorliegen.
Cornealer Anästhesietest
Um zwischen peripherem und zentralem Schmerz zu unterscheiden, existiert bislang kein validierter Test. In der Sicca-Sprechstunde von Prof. Dr. Steven in der Uniklinik Köln wird allerdings der sogenannte "corneale Anästhesietest, CAT“ durchgeführt. Hierfür werden die Patienten nach ihrem führenden Schmerz- oder Unwohlseinsymptom befragt. Auf einer Skala von 0-10 (aufsteigende Intensität) für den aktuellen Zeitpunkt werden diese schließlich bewertet. Anschließend wird die Augenoberfläche mit einem konservierungsmittelfreien Anästhetikum (z.B. Oxybuprocain) betäubt, wobei dem Patienten erklärt wird, dass der Tropfen zunächst brennt. Nach 3-5 Minuten werden die Patienten nach der aktuellen Stärke der eben benannten Beschwerden befragt und diese wieder auf der Skala beziffert.
Eine vollständige Besserung der Beschwerden wird einem peripheren Schmerz zugeordnet, eine ausbleibende Besserung einer Zentralisierung und partielle Besserungen werden als Mischformen interpretiert.
Wie erwähnt, ist der Test nicht validiert, allerdings kann er in der Interpretation der Beschwerden aus Sicht von Prof. Dr. Steven sehr helfen.
Im einem der folgenden Beiträge werden mögliche weitere diagnostische Möglichkeiten und Therapieoptionen erläutert.